Madrigal

Madrigal
Ma|dri|gal 〈n. 11
1. 〈Mus.〉
1.1 〈urspr.〉 Hirtenlied
1.2 〈14. Jh.〉 italien. Kunstlied ohne feste stroph. Form
1.3 〈16. Jh.〉 mehrstimmiges, durchkomponiertes Lied in drei Terzetten u. zwei Verspaaren, mit od. ohne Musikbegleitung
2. satir.-epigrammat. philosoph. Betrachtung mit witzigem Schlussvers
[<ital. madrigale; Herkunft umstritten]
Die Buchstabenfolge ma|dr... kann in Fremdwörtern auch mad|r... getrennt werden.

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Ma|d|ri|gal, das; -s, -e [ital. madrigale, H. u.]:
1. (Literaturwiss.) aus der italienischen Schäferdichtung entwickelte Lyrik in zunächst freier, dann festerer Form mit verschieden langen Zeilen.
2. (Musik)
a) (im 14. Jh.) meist zwei- bis dreistimmiger, mit Solostimmen besetzter Gesang;
b) (im 16./17. Jh.) vier- od. mehrstimmiges weltliches Lied mit reichen tonmalerischen Klangeffekten.

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Madrigal
 
das, -s/-e, italienische Madrigale, Madriale, Mandriale, seit Anfang des 14. Jahrhunderts in Italien bezeugte volkssprachliche Gattung gesungener Lyrik, im 14. Jahrhundert noch meist polemisch, satirisch und moralisch, später, unter dem Einfluss der Dichtung Petrarcas, bukolisch-idyllische Liebesdichtung. Ältere Madrigale zeigen Einstrophigkeit aus zwei bis drei Terzetten und ein bis zwei angeschlossenen Reimpaaren; im 16. Jahrhundert wird das Madrigal formal weitgehend freier; es ist einstrophig, umfasst 6-13 sieben- bis elfsilbige Verse (ist es länger als 15 Zeilen, so spricht man von »Madrigalon«), die Reimstellung, die auch reimlose Zeilen (»Waisen«) zulässt, ist frei. Ende des 16. Jahrhunderts, v. a. aber im 17. Jahrhundert, wird wieder eine verbindlichere Form (13 Zeilen, in drei Terzette und zwei Reimpaare gegliedert) üblich. - Das Madrigal wurde in Deutschland im »galanten Stil« (B. Neukirch, J. C. Günther), in der Anakreontik (F. von Hagedorn, C. F. Gellert, Goethes »Leipziger Lieder«) und Romantik (A. W. Schlegel, L. Uhland, J. von Eichendorff) zu einer bedeutenden literarischen Gattung.
 
In der Musik erscheint das Madrigal des Trecento von vornherein mehrstimmig mit einer vom Text her geschaffenen Form (zwei bis drei Terzette mit gleicher Musik und ein davon unterschiedenes Schlussritornell) und reicher Melismatik der Oberstimme. Hauptvertreter sind Iacopo da Bologna und F. Landini. Das Madrigal des 16. und 17. Jahrhunderts wurde unter dem Einfluss des kunstvollen französischen Chanson vornehmlich von flämischen Komponisten zur wichtigsten Gattung der weltlichen Vokalpolyphonie entwickelt. Es ist vier- oder mehrstimmig und strebt nach reicher harmonischer Ausgestaltung und tonmalerischen Klangeffekten (»Madrigalismen«). Vertont wurden v. a. Texte von Petrarca, P. Bembo, L. Ariosto, G. B. Guarini und T. Tasso. Über die flämischen Komponisten A. Willaert, J. Arcadelt und P. Verdelot kam diese Madrigalkunst nach Italien, wo sie v. a. von A. Gabrieli, C. de Rore, L. Marenzio, Don C. Gesualdo und C. Monteverdi zu einer neuartigen Ausdruckskunst entwickelt wurde. Bedeutende Madrigalisten des 16. und frühen 17. Jahrhunderts waren in Frankreich C. Janequin, in Deutschland J. Gallus, L. Lechner, H. L. Hassler und H. Schütz, in England W. Byrd, T. Morley und J. Wilbye. Palestrina und O. di Lasso komponierten auch geistliche Madrigale. Im 20. Jahrhundert wurde die ursprüngliche solistische Vokalmusik der Madrigale als Chormusik gepflegt. Neue Madrigale schrieben u. a. P. Hindemith, E. Pepping und C. Orff.
 
 
Helmut Schultz: Das M. als Formideal (1939, Nachdr. 1968);
 E. H. Fellowes: The English madrigal composers (London 21948, Nachdr. ebd. 1975);
 U. Schulz-Buschhaus: Das M. Zur Stilgesch. der ital. Lyrik zw. Renaissance u. Barock (1969);
 A. Einstein: The Italian madrigal, 3 Bde. (Neuausg. Princeton, N. J., 1971);
 M. Fütterer: Das M. als Instrumentalmusik (1982);
 W. Dürr: Sprache u. Musik. Gesch., Gattungen, Analysemodelle (1994).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Musik der Renaissance: Das italienische Madrigal - »Musica reservata«
 

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Ma|dri|gal, das; -s, -e [ital. madrigale, H. u.]: 1. (Literaturw.) aus der italienischen Schäferdichtung entwickelte Lyrik in zunächst freier, dann festerer Form mit verschieden langen Zeilen. 2. (Musik) a) (im 14. Jh.) meist zwei- bis dreistimmiger, mit Solostimmen besetzter Gesang; b) (im 16./17. Jh.) vier- od. mehrstimmiges weltliches Lied mit reichen tonmalerischen Klangeffekten.

Universal-Lexikon. 2012.

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